Vojta-Therapie
Durch die therapeutische Anwendung der Reflexlokomotion, die Grundlage der Vojta-Therapie, können elementare Bewegungsmuster bei Patient:innen mit geschädigtem Zentralnervensystem und Bewegungsapparat – zumindest in Teilbereichen – wieder erreicht werden, d.h. sie werden wieder zugänglich. Die Reflexlokomotionen werden auf „reflexogenem“ Wege aktiviert. „Reflex“ im Sinne der Reflexlokomotion steht nicht für die Art der neuronalen Steuerung, sondern bezieht sich auf die von außen therapeutisch gesetzten Reize und deren definierten und immer gleich „automatisch“ vorhandenen Bewegungsantworten.
Bei der Vojta-Therapie übt der Therapeut bzw. die Therapeutin bei den Patient:innen, die sich in Bauch-, Rücken- oder Seitenlage befinden, einen gezielten Druck auf bestimmte Körperzonen aus.
Zur Auslösung der Bewegungsmuster stehen zehn – von Vojta beschriebenen – Zonen am Rumpf sowie an den Armen und Beinen zur Verfügung. Durch Kombination verschiedener Zonen und Wechsel von Druck und Zug werden die beiden Bewegungsmuster Reflexumdrehen und Reflexkriechen aktiviert. Eine wichtige Rolle spielen darüber hinaus die optimalen Winkelstellungen der Extremitäten und die so genannten Widerstände. Dabei setzt der Therapeut dem Ablauf von Teilbewegungen des jeweiligen Bewegungsmusters einen Widerstand entgegen. So wird z.B. die Tendenz zur Drehung des Kopfes beim Reflexkriechen gebremst und gehalten. Die Muskulatur in der Umgebung des „gebremsten“ Körperteils entwickelt dadurch eine Spannungszunahme, ohne sich weiter zu verkürzen (Isometrie). Aber auch die Muskelaktivitäten der weiter entfernten Körperteile (Bauch, Rücken, Arme, Beine) werden hierdurch verstärkt.
Wirkung der Vojta-Therapie
Die Bewegungsabläufe der Reflexlokomotion nach Vojta enthalten die grundlegenden Bewegungsmuster, die in der normalmotorischen Individualentwicklung zur menschlichen Haltung und Bewegung eingesetzt werden. Von dem geschilderten breiten Wirkungsspektrum der Vojta-Methode profitieren Patient:innen mit unterschiedlichen Erkrankungen, wie z.B. zerebrale Parese, Skoliosen der Wirbelsäule oder Hüftdysplasien und Luxationen. Selbst bei ausgeprägten zerebralen Bewegungsstörungen werden Aufrichtungsbewegungen und kommunikative Fähigkeiten deutlich positiv beeinflusst und verändert. Die Wirkung auf die Skelettmuskulatur der Vojta-Therapie umfasst:
- Segmentale Streckung und Rotation (Haltungsregulierung und Haltungssicherung des Rumpfes),
- Aktivierung der muskulären Stütz- und Aufrichtungsmechanismen,
- Verbesserung der isolierten und zielgerichteten Kopfbeweglichkeit,
- Zentrierung der Gelenke (vor allem an den Stammgelenken),
- Reduktion von Fehlhaltungen und Ersatzmustern,
- Hände und Füße lassen sich gezielter und umfangreicher für Stütz- und Greiffunktionen einsetzen.